Bereits im frühen Kindesalter lässt sich erkennen, welchen Verhaltensweg ein Mensch einschlagen wird. So das Ergebnis einer Studie mit vierjährigen Kindern:

Dabei bekamen die Kinder vier Puzzle zur Verfügung gestellt. Nachdem Sie ein Puzzle gemeistert hatten, konnten die Kinder auswählen, ob sie anschließend lieber ein schwierigeres Puzzle zusammensetzen wollten oder ob sie das gleiche Puzzle noch einmal lösen wollten.

Schon in diesem Alter werden lernunwillige Kinder lieber das bereits erfolgreich bewältigte Puzzle noch einmal machen wollen, als sich an das schwierigere heran zu trauen. Selbstbewusste, lernwillige Kinder bevorzugten wie selbstverständlich das schwierigere Puzzle.1 Lernunwillige Kinder werden höchstwahrscheinlich auch im Erwachsenenalter kein Interesse an neuen Herausforderungen haben und lieber innerhalb der Komfortzone leben, da sie die Sicherheit bevorzugen und Angst haben, etwas falsch machen zu können.

Jenes Verhalten im Kindesalter muss jedoch noch nicht zwangsläufig heißen, dass sich das Kind sein Leben lang entsprechend verhält. Eltern, Lehrer und Trainer haben die Möglichkeit, ein Kind in die richtige Richtung zu lenken: Wenn wir einmal daran zurück denken, wodurch wir selbst Leidenschaft für bestimmte Themengebiete entwickelt haben, werden wir feststellen, dass dies in vielen Fällen daher rührt, dass wir gerade jene Dinge gerne gemacht haben, da wir hierfür Lob einheimsten. Lob ist wie ein Samenkorn: Wenn es erst einmal ausgesprochen ist und regelmäßig gegossen wird, wird es immer weiter wachsen.


Verhältnis von 5 zu 1 ideal

Gerade in jungen Jahren haben Eltern, Lehrer und Trainer die Möglichkeit durch den Einsatz des Lobens, das Kind in die entsprechende Richtung zu lenken. Der Psychologie-Professor Stephen Ray Flora ermittelte in einer Studie, dass ein Verhältnis von 5 zu 1 ideal ist, das heißt, dass wir fünfmal häufiger loben sollten als wir kritisieren. Ein Verhältnis von 5 zu 1 erwies sich ebenso bei der Therapie jugendlicher Straftäter als am erfolgreichsten (Stuart, 1971), sowie allgemein beim Formen angemessenen Verhaltens (Maden & Madsen, 1974).2

Interessant ist, dass das 5:1-Verhältnis von Lob zu Kritik uns das ganze Leben begleitet. Ist die Rate von Lob zu Kritik beispielsweise in der Ehe schlechter als 5 zu 1, ist die Gefahr groß, dass die Ehe scheitert.3  Ein weiterer Grund früh genug mit dem Loben zu beginnen.


Persönlicher Einsatz wichtiger als das Ergebnis

Wichtig ist dabei stets den persönlichen Einsatz des Kindes statt des Ergebnisses zu loben. Denn wenn wir nur das Ergebnis loben, setzten wir Kinder gleichzeitig unter Druck, da es glaubt das Lob beim nächsten Mal nur zu erhalten, wenn das Ergebnis ähnlich gut ist. Die Gefahr hierbei ist, dass durch die Ergebnisfokussierung eher das Fehlervermeidungsdenken gefördert wird, als der Spaß an der Sache.

Wenn wir die Anstrengung unabhängig vom Endresultat loben, ist das Kind motivierter, da es weiß, dass sein Einsatz gelobt wird. Dadurch setzen wir es nicht unter den Druck, dass wir ein gutes Ergebnis erwarten. Stimmt erst einmal die Anstrengung, entwickelt sich auch die Leidenschaft und das Ergebnis wird folgerichtig die gewünschten Formen annehmen. Ein schöner Nebeneffekt ist:  Ein Studie von „Familie-stark-machen“ zeigte, dass Kinder, die sich an viel elterliche Anerkennung in ihrer Kindheit erinnerten, häufiger ein sehr gutes Verhältnis zu ihren eigenen Kindern hatten, auch als diese schon aus dem Haus waren.


Auch konstruktive Kritik ist wichtig

Doch Vorsicht! Die Forschung zeigt dabei, dass Lob dauerhaft nicht ernst genommen wird, wenn Sie nie etwas kritisieren. Das gilt für Erwachsene und Kinder! Damit das Lob auch nachhaltig ernst genommen wird, sollten Sie auch ab und an konstruktive Kritik geben. Konstruktive Kritik bedeutet hier, dass die Kritik motivierend ist statt vernichtend („Das kannst Du besser!“ statt „Alles ist schlecht!“).

„Sich Gutes sagen, gegenseitig anerkennen und Kinder mit guten Worten stark machen ist offenbar eine Art Turbo-Dünger für Verstand und Seele“, so dass Ergebnis der Familien-stark-machen-Studie.4 Gerade im Zusammenhang mit dem Fördern des lernwilligen Verhaltens spielen Lob und Ermutigung für selbstständiges Problemlösen eine zentrale Rolle. So werden Kinder eher Spaß am Lernen entwickeln – und dies ein Leben lang.

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Einzelnachweise
1. vgl. Heyman, Deck, Chain: Young children´s vulnerability to self-blame and helplessness
2. vgl. auch http://verhalten.wordpress.com/2013/11/22/lob-und-tadel-5-zu-1/
3. vgl. Gottman, J. M.; Coan, J. & Swanson, C. (1998). Predicting marital happiness and stability from newlywed interactions. Journal of Marriage and the Family, 60, 2-22.
4. vgl. http://www.familie.de/kind/kinder-richtig-loben-538175.html

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