Wussten Sie, dass berühmte Philosphen bereits vor über 2.000 Jahren niederschrieben, was uns die Wissenschaft heute rät, um ein glücklicheres Leben zu führen? Vor allem die Philosophen, die sich der Stoa verschrieen haben, wie Seneca und Marc Aurel, glaubten durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sowie von Gelassenheit und Seelenruhe den Schlüssel zu einem glücklicheren Leben in den Händen zu halten.

Vor allen Dingen folgende vier Tipps, die jene Stoiker bereits vor Jahrtausenden ausgeübt hatten, werden von Verhaltensforschern empfohlen, um gelassener und glücklicher zu werden. Ziel dabei ist, dass sämtlicher Stress, Ängste und Sorgen von uns abfallen können:

1. Wenn Du Dir Sorgen machst, denke stets: Was ist das schlimmste, das passieren kann?
Negatives Visualisieren ist eine der Haupt-Merkmale des Stoizismus. Wenn Du stets vom schlimmsten Fall ausgehst, wirst Du irgendwann merken, dass es um die Dinge gar nicht so schlecht geht. Der Tipp der Stoiker lautet: Nehmen Sie sich eine Sekunde Zeit und stellen Sie sich vor, dass Sie jene Dinge verlieren, die Ihnen am wichtigsten sind: Ihre Familie oder einen guten Freund! Einige Sekunden an ein solch schreckliches Szenario zu denken, kann unsere Sorgen und Ängste kurieren.1

Warum? Weil wir plötzlich feststellen, wie froh wir eigentlich sein sollten, dass dieser schreckliche Gedanke keine Realität ist. So gleich überkommt uns ein Gefühl der Dankbarkeit, dass dem nicht so ist und wir werden uns dann bewusst, dass unsere Sorgen und Ängste im Verhältnis zu dem gerade gedachten Albtraum, eigentlich harmlos sind.

“Kein Übel ist so groß wie die Angst davor.”
Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr., römischer Philosoph


Die Wissenschaft bestätigt das Funktionieren jener Methode und sagt: “Es bringt uns eine Menge Seelenfrieden, wenn wir feststellen, dass es um die Dinge uns herum gar nicht so schlecht steht, wie wir dies glauben. In den meisten Fällen werden wir feststellen, dass unsere Sorgen und Ängste übertrieben waren“, so Oliver Burkemann, Autor des Buches “The Antidote: Happiness for People Who Can´t Stand Positive Thinking”.2

Praktizierte Dankbarkeit ist eine der am besten funktionierenden Techniken um unser Zufriedenheits-Level zu steigern. Wenn uns bewusst wird, dass viele Dinge, die wir vielleicht sonst als selbstverständlich betrachtet haben, gar nicht so selbstverständlich sind, überkommt uns ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit.

2. Wenn Du so tust als ob Du glücklich bist, wirst Du Dein Zufriedenheits-Level steigern.
Stoiker schätzen die Ruhe und betrachten daher sämtliche Gedanken des Zorns als reine Zeitverschwendung. Bereits der große römische Philosoph Seneca schrieb: Wenn Du in Dir das Gefühl des Zorns verspürst, kehre sämtliche Hinweise in das Gegenteil um! Entspanne Dein Gesicht, rede ruhig und gehe langsam.“ Wenn wir uns entsprechend verhalten, werden wir feststellen, dass sich unser innerer Zustand unseren Verhaltensweisen anpassen und unser Ärger verfliegen wird.3

 

“Vollständige Sorglosigkeit und eine unerschütterliche Zuversicht sind das Wesentliche eines glücklichen Lebens.”
Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr., römischer Philosoph

Und was sagt die Wissenschaft dazu: Der Verhaltensforscher Richard Wisemann bestätigt Senecas Aussage. In seinem Buch „Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern“ ging er genau jener Frage nach und stellte bei einem Experiment fest, dass sich die Menschen alleine schon dadurch glücklicher fühlten, dass sie ihren Gesichtsaudruck zu einem Lächeln änderten.

An jenem Experiment nahmen 26.000 Personen teil. Diese wurden gebeten verschiedene Übungen durchzuführen, mit denen ihr Zufriedenheits-Level gesteigert werden sollte. Das Ergebnis: Jene Teilnehmer, die ihren Gesichtsausdruck änderten, erzielten die höchsten Steigerungen ihres Glückslevels.4

3. Versuche stets alles mit Muße zu erledigen
Unser Leben wird von Tag zu Tag hektischer. Wir können uns heute nahezu täglich unsere Wünsche erfüllen. Wir wollen neue Klamotten, ein neues Auto, einen neuen Fernseher, dann kaufen wir uns dies – am besten noch besser gestern als heute. Das Problem daran ist, dass wir an Gegenständen, die wir ohne große Mühe erhalten, schnell den Spaß verlieren. Das ganze ist in der Psychologie als „Hedonistische Anpassung“ bekannt.

Ab dem Punkt, an dem wir das haben, was wir wollten, schlägt unsere Erwartung in Verdruss und Frustration um. Unser hoher Konsumrausch trägt zudem dazu bei, dass wir uns letztlich zum Sklaven unseres Konsums machen. Immer mehr Produkte zu Hause zu haben sorgt dafür, dass wir Tag ein, Tag aus immer mehr Entscheidungen treffen müssen:

Das fängt morgens bei der Auswahl unserer Klamotten an und dieser Entscheidungswahn verteilt sich über den ganzen Tag. Oder Sie haben zwei Computer und verwechseln öfter, welche Dateien auf Computer A und welche auf Computer B sind? Das alles bedeutet für uns zusätzlichen Aufwand, den wir mit weniger Konsum nicht hätten. Ärgerlich daran ist, dass unser Tagesablauf ohnehin schon immer stressiger wird, da können zusätzliche Entscheidungen schnell einmal zur Überforderung führen.

 

“Muße ohne geistige Beschäftigung ist Tod und lebender Menschen Grab.
Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr., römischer Philosoph

Nehmen Sie sich einfach ein Beispiel an Barack Obama: Obama trägt beispielsweise nur graue und blaue Anzüge. Darauf angesprochen, meinte er: „Ich versuche stets die Anzahl meiner im Laufe des Tages zu treffenden Entscheidungen zu reduzieren. Da ich täglich beruflich so viele wichtige Entscheidungen zu treffen habe, versuche ich diese in anderen Bereichen wie zum Beispiel, was ich esse oder welche Klamotten ich trage, auf ein Minimum zu reduzieren.“5

Die Stoiker handeln nach einem ähnlichen Prinzip: Diese versuchen sogar durch Verzicht Ihr Glückslevel zu erhöhen. Durch vorübergehende Entsagung verstärken sie ihre Dankbarkeit gegenüber Dingen, die sie sonst als selbstverständlich betrachten. Die Wissenschaft bestätigt dieses Prinzip:

In einer von den Psychologen Elizabeth Dunn und Jodie Quoidbach durchgeführten Studie wurden zwei Gruppen gebildet, bei der Gruppe 1 eine Woche lang beliebig viel Schokolade essen konnte und Gruppe 2 einer strikten Schokoladenabstinenz unterzogen wurde. Nach einer Woche Abstinenz naschte Gruppe 2 mit wesentlich mehr Genuss und Freude die Schokolade, wohingegen Gruppe 1 kaum noch in der Lage war, ein Stück Schokolade zu genießen – ganz zu schweigen davon, dass von Freude überhaupt keine Rede war.6

“Anstrengung ist für edle Geister eine Stärkung.”
Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr., römischer Philosoph

So propagieren selbst berühmte Forscher wie der Harvard Professor Michael Norton den vorübergehenden Verzicht als Mittel zu einem höheren Glücksniveau: „Wenn Sie es lieben jeden Tag den gleichen Kaffee zu trinken, kann ich Ihnen nur raten, ein paar Tage darauf zu verzichten. Wenn Sie nach ein paar Tagen Verzicht wieder Ihren Lieblingskaffee trinken, werden Sie diesen noch mehr genießen können. Es reicht, wenn dieser Verzicht nur eine kurze Zeitspanne umfasst. Ich verspreche Ihnen, Sie werden Ihren Kaffee hinterher noch mehr lieben!“7

Dieser vorübergehende Verzicht bringt uns darüber hinaus noch einen zusätzlichen Nutzen: Wir stärken unsere Selbstdisziplin! Bereits die Stoiker erkannten, dass die Willensstärke wie ein Muskel ist – je mehr wir sie trainieren, umso größer wird sie! Auch das bestätigt die Wissenschaft! Roy Baumeister, der Author des Buches „Willpower“ sagt zum Beispiel: „Bereits vor Jahrhunderten sagten die Menschen, dass wir unsere Selbstdisziplin dadurch erhöhen können, indem wir Sachen machen, die wir eigentlich nicht mögen. Je mehr Selbstdisziplin wir aufbringen, umso entschlossener werden wir.“8

Und da Selbstdisziplin auf dem Weg zum Erfolg entscheidender ist, als der Intelligenzquotient oder Schulnoten, können wir uns Weg dorthin erheblich verkürzen.

4. Bedenke stets: Fehler zu machen ist ganz natürlich

Bereits der große römische Philosoph Epiktet lehrte seine Schüler, dass Fehler und Rückschläge vollkommen normal sind – wichtig ist in diesem Fall nur, sich davon nicht entmutigen zu lassen! Stattdessen sollten diese weiter ihren Stoismus praktizieren und sich der Vorteile diese Lebensweise bewusst sein, da ein stoischer Umgang mit sich selbst dauerhaft einen guten Einfluss auf ihre Lebensqualität hatte.
9

Und was sagt die Wissenschaft dazu? Was sollten wir ihrer Ansicht nach tun, wenn wir durch Rückschläge verunsichert sind? Kelly McDonigal, Autorin des Buches “The Willpower Instinct: How Self-Control Works, Why It Matters, and What You Can Do To Get More of It“ dazu: “Studie über Studie zeigt, dass Selbstkritik in enger Verbindung zu weniger Motivation und weniger Selbstkontrolle steht.

“Wer großes versucht ist bewundernswert, auch wenn er fällt.”
Lucius Annaeus Seneca, ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr., römischer Philosoph


Zusätzlich ist es eine der größten Ursachen zum Entstehen einer Depression. Demgegenüber ist ein bewussterer Umgang mit sich selbst, gerade wenn man gestresst ist und Fehler gemacht hat mit einem Mehr an Motivation und einer besseren Selbstdisziplin verbunden.”10

Daher sollten Sie Fehler und Rückschläge stets als Lernquelle betrachten, denn manchmal müssen wir auch einmal einen Schritt zurück gehen, um zwei Schritte nach vorne zu kommen.

 

Einzelnachweise:

1. vgl. Barker, Eric: 4 Lifehacks From Ancient Philosophers That Will Make You Happier unter http://www.bakadesuyo.com/2014/01/ancient-philosophers/

2. vgl. Burkemann, Oliver: The Antidote: Happiness for People Who Can´t Stand Positive Thinking; Faber & Faber (November 13, 2012)

3. vgl. Barker, Eric: 4 Lifehacks From Ancient Philosophers That Will Make You Happier unter http://www.bakadesuyo.com/2014/01/ancient-philosophers/

4. vgl. Wisemann, Richard: Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern; Fischer Taschenbuch, 11. Auflage

5. vgl. Ciotti, Gregory: Habits > Hacks; unter http://www.sparringmind.com/habits-hacks/

6. vgl. Tenzer, Eva: Glück lässt sich nicht steigern; Psychologie Heute Ausgabe Dezember 2014; Beltz-Verlag, Weinheim

7. vgl. Dunn, Elizabeth & Norton, Michael: Happy Money: The Science of Smarter Spending; Simon & Schuster (May 14, 2013)

8. vgl. Baumeister, Roy F. & Tierney, John: Willpower: Rediscovering The Greatest Human Strengths; Penguin Books; Reprint edition (August 28, 2012)

Irvine, William B.: A Guide to the Good Life: The Ancient Art of Stoic Joy; Oxford University Press, USA; 1 edition (October 7, 2008)

9. vgl. Barker, Eric: 4 Lifehacks From Ancient Philosophers That Will Make You Happier unter http://www.bakadesuyo.com/2014/01/ancient-philosophers/

10. vgl. McGonigal, Kelly: The Willpower Instinct: How Self-Control Works, Why It Matters, and What You Can Do To Get More of It; Avery; 1 edition (December 29, 2011)

 

 

Wenn Ihnen der Artikel gefällt, teilen Sie ihn doch einfach mit Ihren Social Media Freunden
Follow by Email
Facebook0
Twitter5
LinkedIn0
SOCIALICON