Im frühen zwanzigsten Jahrhundert machte ein Wiener Psychiater namens Sigmund Freud bei einigen therapeutischen Sitzungen merkwürdige Beobachtungen: Freud stellte fest, dass sich Patientinnen, die ihm aus Ihrer Kindheit erzählten, in ihn verliebten. Obwohl Freud kein überdurchschnittlich gut aussehender Mann war, beobachtete er dieses Phänomen überraschend oft.
In gewisser Weise kehrten die Patientinnen während den Sitzungen in ihre Kindheit zurück, die meistens auch die Ursache ihrer psychischen Krankheit war. Während die Patientinnen in passiver Position auf der Couch lagen und von ihrer Beziehung zu Ihren Vätern erzählten, verhielt sich Freud kalt und distanziert.
Mit anderen Worten: Er verhielt sich ganz wie die traditionelle Vaterfigur. Zusätzlich suggerierte das hilflose Liegen auf der Couch den Patientinnen das Rollenverhalten von Eltern und Kind. Während diese von ihren frühesten Erinnerungen an Zärtlichkeit und Liebe, aber auch von Vernachlässigungen erzählten, beobachtete Freud, dass dieser Vorgang starke Emotionen bei seinen Patientinnen verursachte.
Merkwürdigerweise stellte Freud fest, dass diese plötzlich begannen einen Teil ihrer konfusen Gefühle auf ihn zu übertragen.1 Obwohl er nur dabei saß und vereinzelt wertfreie Fragen stellte, bauten die Patientinnen unbewusst zu Freud eine Beziehung auf. Freud bezeichnete diesen schnellen Beziehungsaufbau als Regression, die mittlerweile auch als Übertragungsliebe bekannt ist.2
Dieser Technik haben sich in den vergangen Jahrhunderten zahlreiche Verführer bedient. Sie mussten nur Ihr Objekt der Begierde dazu bringen über eine Person zu erzählen, zu der es eine starke Bindung hat. Dann nahm der „Eroberer“ die Haltung des Therapeuten ein: Still sitzend, aufmerksam zuhörend, gelegentlich einen wertneutralen Kommentar abgebend und dabei fürsorglich aber distanziert sein.
Nachdem er das Wesentliche herausgefunden hatte, brauchte sich der Eroberer nur noch so zu verhalten, wie es sich seine Gesprächspartnerin von ihrer eigentlichen Bezugsperson wünschte. Er umhüllte sein „Opfer“ dann mit der Aufmerksamkeit und Zuneigung, die die eigentliche Bezugsperson nie geben konnte.3
Gerade bei Menschen, die in unglücklichen Beziehungen leben und in solchen Momenten ihrem Gesprächspartner Probleme mit dem Lebensgefährten anvertrauen, wohnt in solchen Momenten unglaubliches Verführungspotenziale inne.
Daher sollten Sie in Zukunft genau darauf achten, wem Sie was anvertrauen, denn ein Schelm könnte sich diese Informationen zu Nutze machen und Sie schneller manipulieren als Sie es zu durchschauen wissen – bewusst oder unbewusst.
Um sich regelmäßig von unseren neuesten Beiträgen inspirieren zu lassen, abonnieren Sie einfach unseren Gratis-Newsletter! Damit verpassen Sie keinen Artikel mehr!
Einzelnachweise
1. vgl. Greene, Robert: Die 24 Gesetze der Verführung; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2004
2. vgl. Wikipedia: Regression – http://de.wikipedia.org/wiki/Regression_%28Psychoanalyse%29
3. vgl. Greene, Robert: Die 24 Gesetze der Verführung; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2004
Leave a Reply